Als Nachkommen von Verfolgten des Naziregimes fanden wir uns vor einigen Jahren unter dem Namen “Kinder des Widerstandes“ zusammen. Im Februar 2021 haben wir den als gemeinnützig anerkannten, nicht eingetragenen Verein „Kinder des Widerstandes in Nordrhein Westfalen“ gegründet.
Es ist uns ein Anliegen, als Töchter, Söhne und Enkel*innen an Widerstand und Verfolgung unserer Mütter, Väter, Großeltern während der Nazizeit zu erinnern. Viele Freundinnen und Freunde unterstützen uns dabei. Unsere Eltern und Großeltern erlitten Folter und Terror, manche den Tod, in Gefängnissen, Zuchthäusern und Konzentrationslagern oder flohen aus Deutschland. Viele der Überlebenden und aus der Emigration Zurückgekehrten beteiligten sich am Ringen um den Aufbau eines demokratischen antifaschistischen Deutschlands. Sie wurden zu gefragten Zeitzeugen, besonders an Schulen. Anschaulich erzählten sie, wie sie Widerstand gegen das Naziregime leisteten, welche Gefahren sie auf sich nahmen und was das für ihre Familien bedeutete. Sie machten den jungen Menschen Mut, sich rechtzeitig einzumischen, sich gegen rassistische, antisemitische, fremdenfeindliche, nationalistische und menschenverachtende Gedanken und Taten zu positionieren.
Peter Gingold, der nach Frankreich emigrierte und dort in der Résistance arbeitete, schreibt: „Vergesst nicht unsere bitterste Erfahrung! Die Faschisten sind nicht an die Macht gekommen, weil sie stärker waren als ihre Gegner, sondern weil wir uns nicht rechtzeitig zusammengefunden haben…..
1933 wäre verhindert worden, wenn alle Hitlergegner die Einheitsfront geschaffen hätten. Dass sie nicht zustande kam, dafür gab es…. nur eine einzige Entschuldigung: Sie hatten keine Erfahrung, was Faschismus bedeutet, wenn er einmal an der Macht ist. Aber heute haben wir alle diese Erfahrung, heute muss jeder wissen, was Faschismus bedeutet. Für alle zukünftigen Generationen gibt es keine Entschuldigung mehr, wenn sie den Faschismus nicht verhindern.“
(Peter Gingold: „Paris Boulevard St. Martin No.11“ erschienenen 2009, Hrsg.: U. Schneider, Papyrossa Verlag, S. 32)