Geschichte hautnah an der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule

Vom 03.06.2019 bis zum 07.06.2019 sind die „Kinder des Widerstandes“ zu Gast an der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule (IDG) zu Gast. „Kinder des Widerstandes“ sind Kinder von Zeitzeugen, welche über den Widerstand im Nationalsozialismus berichten. Zeitgleich findet eine Ausstellung zum Neofaschismus in Deutschland bis zum 17.06.2019 statt.

Interessiert lauschen die Schülerinnen und Schüler (SuS) des 10. Jahrgangs den Erzählungen von Alice Czyborra von ihrer jüdischen Familie, die 1933 nach Frankreich emigrierte. Sie selbst wurde in der Zeit der Besatzung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht in Paris geboren und musste ab 1942 bei einer französischen Bauernfamilie versteckt werden, um der Deportation nach Auschwitz zu entkommen. Ihre Eltern Ettie und Peter Gingold hatten sich der Résistance angeschlossen. Peter Gingold wurde aufgrund eines Verrates in Dijon verhaftet, von der Gestapo in Dijon und Paris verhört und gefoltert. Peter Gingold konnte durch eine unglaubliche Flucht überleben und beteiligte sich an der Befreiung Paris.

Mit Alice Czyborra sind auch weitere Kinder von Widerstandskämpfern an der IDG zu Gast und bieten den SuS die Möglichkeit, sich über das Leben und den Widerstand im Nationalsozialismus „hautnah“ zu informieren.

So berichtet Margret Rest von ihrem Vater Willi Rattei, der in Essen schon vor 1933 gegen den auf kommenden Faschismus gekämpft hatte. Er wurde 1934 als Schutzhäftling in eines der ersten Konzentrationslager nach Esterwegen gebracht. Die unmenschliche Haft- und Arbeitsbedingungen konnten ihn nicht einschüchtern, und er setzte seinen Widerstand nach seiner Entlassung fort. Er wurde erneut verhaftet und überlebte die Konzentrationslager Sachsenhausen und Buchenwald.

Die persönlich bitteren Erfahrungen ihrer Eltern wollen die Söhne und Töchter weitergeben, damit die SuS besser verstehen, warum sie heute wachsam sein müssen gegenüber ausländerfeindlichen, rassistischen und antisemitischen Lösungen und Ausschreitungen. Rolf Dymel erzählt von seinem Vater Alfred, der in Herne einer kleinen Gruppe von Sozialdemokraten angehörte, die sich nach der Machtübertragung an die NSDAP Ende Januar 1933 nicht mit der Nazi-Herrschaft abfinden wollten. Die Gruppe wurde verraten, Alfred Dymel wurde verhaftet, gefoltert, verurteilt zu einer Zuchthausstrafe, dann in eine Strafdivision gesteckt und am Ende des Krieges noch in einem Konzentrationslager eingesperrt.

„Damit ihr nicht das riskiert, was wir riskieren mussten,“ mahnte Peter Gingold anlässlich einer Verleihung des Titels „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ in Ingelheim. Wir sind für die Gräueltaten damals nicht verantwortlich. Wir sind aber dafür verantwortlich, dass so etwas niemals wieder passiert. Dafür steht auch die IDG und trägt ebenso den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.

Ebenfalls vom 03.06.2019 bis zum 17.06.2019 wird in der IDG daher die Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“ gezeigt, eine Ausstellung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) und verschiedener Gewerkschaften, u.a. der GEW Landesverband Hamburg.

SuS der EF und Q1 erklären die Strukturen der neonazistischen Organisationen anhand eines Wimmelbildes, das ein „Braunes Haus“ darstellt. Die Dokumente auf den Tafeln verdeutlichen, dass die Neonazis sich als geistiges Erbe der Nationalisten verstehen, sich äußerlich heute aber kaum von anderen Jugendkulturen unterscheiden.

Dieses Projekt konnte den SuS mit finanzieller Hilfe des Fördervereins und tatkräftiger Unterstützung einzelner Oberstufenschüler, Herrn Haßlinghaus und Herrn Yalcin ermöglicht werden.

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